Brand Rittergut Nitzschka

LVZ Berichte
10. November 2007

Flammeninferno in Nitzschka: Gegen 20.30 Uhr rufen die Sirenen in Nitzschka, einem kleinen Dorf zwischen Wurzen und Trebsen, Heerscharen von Feuerwehrleuten in den Ort. Darunter auch die Drehleitern aus Grimma und Wurzen. Der Dachstuhl des Rittergutes nahe der Mulde steht lichterloh in Flammen. Insgesamt fünf Ortsfeuerwehren der umliegenden Gemeinden kämpfen auch gegen einen starken Funkenflug, der durch heftige Winde angefacht, benachbarte Grundstücke bedroht. Foto: Frank Schmidt

aus LVZ Online vom 11.11.2007
 

Altes Rittergut von Nitzschka in Flammen: Dachstuhl abgebrannt

Nitzschka. Ein Feuer hat das ehemalige Rittergut von Nitzschka (Muldentalkreis) schwer beschädigt. Die Behörden gehen von Brandstiftung aus. Wie die Polizei am Samstag berichtete, brach das Feuer in einem frisch sanierten Gebäudeflügel aus, der ein Museum für landwirtschaftliche Geräte beherbergt. Die Flammen zerstörten den Dachstuhl. Die Feuerwehr konnte ein Übergreifen des Brandes auf andere Gebäudeteile verhindern. 15 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Verletzt wurde niemand. Die Höhe des Sachschadens blieb zunächst unklar.
Dpa

12. November 2007

Fassungslosigkeit in Nitzschka

Brand zerstört saniertes Wohnstallgebäude des Rittergutes/ Brandstiftung unbestätigt
 

Nitzschka (ch). Die Nitzschkaer sind fassungslos. Innerhalb weniger Stunden verwandelte ein Feuer in der Nacht zum Sonnabend das Wohnstallgebäude des Rittergutes wieder in eine Ruine. Zehn Jahre harte Sanierungsarbeit sind dahin. Die Einwohner vermuten Brandstiftung. Eine offizielle Bestätigung dafür aber gibt es bislang noch nicht.
„Das einzige, was bislang wirklich ausgeschlossen werden kann, ist Blitzschlag“, hält sich der Wurzener Wehrleiter Thilo Bergt mit Vermutungen zurück. Die Brandursachenermittler seien vor Ort gewesen und hätten sich ein erstes Bild gemacht. „Montag kommen sie noch mal“, sagt Bergt. Mit 75 Feuerwehrleuten aus Wurzen, Nitzschka, Burkartshain, Nemt, Falkenhain, Fremdiswalde, Grimma und Brandis versuchte er Freitagnacht zu retten, was zu retten war. Dies jedoch gestaltete sich nicht einfach. „Als wir kamen, brannte das Gebäude bereits lichterloh. Es war unmöglich, hinein zu gehen. Von außen versuchten wir zu verhindern, dass die Flammen die Nebengebäude erfassen. Deshalb kamen uns auch die Brandiser und Grimmaer mit ihren Drehleitern zu Hilfe“, erklärte der Wehrleiter.
Laut Aussagen von Augenzeugen sorgte nicht nur starker Wind für Probleme. Es habe auch Schwierigkeiten gegeben, an ausreichend Löschwasser zu kommen. Nach etwa fünf Stunden intensivsten Einsatzes war das Feuer gegen zwei Uhr morgens unter Kontrolle. Danach wurde eine Brandwache eingerichtet. Noch am Sonnabendmittag waren Feuerwehrleute im Einsatz. Während die Freiwilligen letzte Brandnester ablöschten, standen Nitzschkaer Einwohner fassungslos vor dem, was die Flammen vom Gebäude übrig ließen. Sie vermuteten recht einstimmig Brandstiftung als Ursache. Strom sei nicht angeklemmt gewesen, sagen sie. Weiteres Indiz: Die Stelle, von der aus sich das Feuer ausbreitete, liege auf der Kirchenseite. Die ist dunkel und wird nicht beobachtet. Auch ein einziges kaputtes Fenster gibt Anlass für Vermutungen. Das nämlich nährt den Glauben derer, die annehmen, der Brandstifter sei in das Haus eingestiegen und habe in der oberen Etage Brandbeschleuniger verteilt. Denn die Flammen griffen von der Mitte des Hauses aus um sich und erfassten dann unglaublich schnell den gesamten Dachstuhl. Entsprechend der Windrichtung hätte sich das Feuer ansonsten zunächst stärker in Richtung Dorf ausbreiten müssen, puzzeln sich die Nitzschkaer zusammen, was passiert sein muss. Konkreter wird der Wurzener Klaus Zeibig. Er hat einen Verdacht, den er der Polizei mitteilte. Den Fahrer einer Motocross-Maschine will er in den vergangenen Monaten mehrfach in der Nähe von Bränden gesehen haben. Unter anderem habe er ihn gesehen, bevor es an der Oelschützer Sonnenmühle fackelte (die LVZ berichtete). Aufmerksamkeit habe der Fahrer bei Zeibig erregt, weil er mit seiner Crossmaschine auf dem Muldentalbahn-Radwanderweg gefahren sei, was er auch am Freitag wieder getan hätte.
„Dies sind bislang alles Vermutungen“, rät der Wehrleiter zur Zurückhaltung. Die Wut der Einwohner indes könne er nachvollziehen. „Das muss ein Schock für die Leute sein. Ein Schlag ins Gesicht. Ihre gesamte Arbeit ist hin“, fühlt eine Nitzschkaerin mit Annelies Friedrich und ihrem Ehemann, die sich seit Jahren als Köpfe des Vereins für umweltbewusstes und soziales Handeln für den Wiederaufbau des Gutes stark machen. Gerade hatte das ein kleines Museum beherbergende Gebäude, zu dem viele Nitzschkaer eine Beziehung haben, wieder den alten Glanz zurückgewonnen.

Raub der Flammen: Das frisch sanierte Wohnstallgebäude des Rittergutes wurde innerhalb weniger Stunden völlig zerstört. Foto: Klaus Peschel
 




Zerstört: Das Innere der Räume im Wohnstallgebäude, die gerade erst als kleines Museum eingerichtet worden waren. Foto: Conny Hanspach
 
 
 

13. November 2007

Landeskriminalamt vermutet Brandstiftung in Nitzschka

Brandstiftung gilt als wahrscheinliche Ursache für die Vernichtung des Rittergut-Gebäudes im Wurzener Ortsteil Nitzschka in der Nacht zum Sonnabend. Gestern machten sich Experten des Landeskriminalamtes (LKA) auf die Suche nach Spuren. Ersten Erkenntnissen der Ermittler vor Ort zufolge ist das Feuer nicht durch „natürliche Einflüsse“ zum Ausbruch gekommen. Im kriminaltechnischen Labor des LKA werden hinweisende Fundstücke jetzt weiter untersucht. © Seite 17
 
 

Foto: Conny Hanspach

Brandstiftung wahrscheinlich
Rittergut Nitzschka: Hinweise auf Vorsatz verdichten sich / LKA sucht Spuren / Hoffnung auf Wiederaufbau

Nitzschka. Es scheint keinen Zweifel mehr zu geben: Als Ursache für das zerstörende Feuer im Rittergut Nitzschka gilt Brandstiftung. Experten des Landeskriminalamtes hatten gestern vor Ort mit Technik und Spürhunden nochmals nach Spuren gesucht.
Mit polizeieigenen Maschinen wurden gestern im Nitzschkaer Rittergut verbrannte Teile aus dem Gebäude geholt. Experten vom Landeskriminalamt nahmen verkohltes Holz genau unter die Lupe, durchsuchten die Asche. Spürhunde schnüffelten durch Haus und Gelände. Gegen Mittag schloss Kriminalhauptkommissar Thomas Redmer, Brandursachenermittler vom Dresdner Landeskriminalamt, die Untersuchung ab. Er habe noch einiges Verwertbares gefunden, sagte er. Bis Anfang kommender Woche, so seine Schätzung, dauere die Auswertung der Daten. Dann erst könnten genauere Angaben darüber gemacht werden, wie das Wohnstallgebäude des Rittergutes in Brand gesteckt wurde. Denn dass hier jemand mit krimineller Energie nachgeholfen haben muss, daran lässt der Experte kaum noch einen Zweifel.
Die Nitzschkaer hatten also richtig vermutet, als sie sich das Inferno zu erklären versuchten. „Keine elektrischen Anschlüsse. Kein Blitzschlag. Keine sonstigen Umweltereignisse, bei denen Feuer im Spiel war. Was hier bislang an Vermutungen zu den Gegebenheiten im Haus geäußert wurde, ist nicht falsch gewesen. Da braucht man nur eins und eins zusammenzuzählen“, wird Thomas Redmer eindeutig.
In der Nacht zum Sonnabend stand das frisch sanierte Gebäude lichterloh in Flammen (die LVZ berichtete). Über zehn Jahre lang hatte der Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handels das ruinöse Haus Stück um Stück saniert. Innerhalb weniger Stunden fraß das Feuer diese Arbeit auf.
Doch nicht nur der Einsatz des Vereins ist hin. Auch historisch durchaus wertvolle Bausubstanz erlitt immensen Schaden. Das Holz des ruinierten Dachstuhles zum Beispiel soll nach Aussagen der Einwohner noch Flößholz sein. Vor 200 Jahren wäre es, aus dem Erzgebirge kommend, die Mulde hinunter gebracht worden. 1708 war das Rittergut wieder aufgebaut worden, nachdem es vier Jahre zuvor abgebrannt war.
Die Nitzschkaer hoffen nun, dass auch diesmal ein Wiederaufbau erfolgt und der Verein nach diesem Rückschlag von seinen Zielen, aus dem Haus eine Begegnungsstätte mit vielfältiger Nutzung zu machen, nicht ablässt. Zuversicht gibt der Fakt, dass die Vereinsräume im angrenzenden Seitenflügel zwar in Mitleidenschaft gezogen wurden, jedoch nicht unwiederbringlich zerstört sind. „Wir konnten verhindern, dass die Flammen dieses Areal erfassen. Auch die Decke ist in diesem Bereich, im Gegensatz zum Rest des Hauses, nicht herunter gebrochen“, sagt Wurzens Wehrleiter Thilo Bergt. Conny Hanspach
 

Spurensuche auch mit schwerem Gerät: Experten des Landeskriminalamtes untersuchten gestern das abgebrannte Rittergutsgebäude in Nitzschka. Foto: Conny Hanspach
 

 24./25. November 2007

Brandstiftung
Zündquelle: Beschleuniger ja, Art unklar

Nitzschka (ch). „Wir wissen, dass mit einem Brandbeschleuniger gearbeitet worden sein muss. Mit Hausnummer sagen, was hier eingesetzt wurde, können wir momentan aber nicht“, so Kriminalkommissar Thomas Redmer vom Landeskriminalamt Dresden. Der Brandursachenermittler hatte nach dem verheerenden Brand am Nitzschkaer Rittergut – das Gebäude loderte am Abend des 9. November (die LVZ berichtete) – nach verwertbaren Spuren gesucht, um die Brandursache zu ermitteln.
Offenbar scheinen anhand der verbliebenen Hinweise aber wenig konkrete Aufschlüsse möglich zu sein. „Ich kann angesichts der Spuren und Auswirkungen zwar sagen, welche Mittel generell diese Effekte haben. Auf Benzin, Kohleanzünder oder ähnliches werde ich mich bei Nitzschka aber nicht festlegen können“, sagt der Brandursachenermittler. Allerdings räumt er ein: „Allein durch ein Blatt Papier allerdings wäre dieses Feuer nicht in diesem Ausmaß entstanden.“
Neben der Suche nach der Brandursache läuft die Suche nach dem vermeintlichen Brandstifter intensiv weiter. Die Kriminalisten halten sich jedoch sehr bedeckt, was vorhandene Anhaltspunkte, unter anderem den von einem Wurzener erwähnten Motorcrossfahrer, betrifft.
„Die Ermittlungen laufen“, hält Ralf Harnisch vom Grimmaer Polizeirevier die Antwort sehr allgemein. Ohne Zurückhaltung ruft er indes mögliche Zeugen auf, sich mit ihren Hinweisen an die Polizei zu wenden. „Wer etwas gesehen hat oder vermutet, es könnte mit dem Brand in Nitzschka in Zusammenhang stehen, sollte sich bei uns melden“, sagt der Kriminalist. Telefonnummer: 03437/93 00.